Leseprobe – Nick – Die Herren der Galaxis


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EINS

Mit nahezu unvorstellbarer Geschwindigkeit raste das Sternenschiff seinem Ziel in den Tiefen des Alls entgegen. Nick saß im Sessel des Kommandanten und behielt die Instrumente die ganze Zeit über im Blick. Auch wenn der Autopilot sich streng nach den Daten richtete, die ihm eingegeben worden waren, ging Nick nach den Ereignissen der letzten Wochen kein Risiko ein und überließ nichts dem Zufall – oder einem unvorhergesehenen Ereignis.

Er sah Xutl von der Seite an, der im Kopilotensitz zu seiner Rechten saß. Das Gesicht des Marsianers machte einen hochkonzentrierten und zugleich doch entspannten Eindruck. Unwillkürlich lächelte Nick und spürte, wie seine eigene Anspannung nachließ.

»So, wir fliegen nun mit Überlichtgeschwindigkeit zur Dimensionsspirale«, richtete er seine Worte an die Anwesenden, die um ihn herum standen und alle wie gebannt auf den Hauptmonitor blickten, auf dem die Sterne in hohem Tempo an ihnen vorbeizogen. »Miss Lee möchte auf die Erde zurück, und ich bin froh, wenn wir Kapitän Anderson und seine saubere Mannschaft an die Raumpatrouille ausgeliefert haben!«

Er warf einen Blick über die Schulter. Jane Lee strich sich durchs Haar und nickte ihm entschlossen zu. Ihre Augen funkelten voller Tatendrang. Sie brannte unübersehbar darauf, mit dem gewonnenen Reichtum, den ihr Vater ihr hinterlassen hatte, ihre erste eigene Expedition auszurüsten.

»Wir haben viel Zeit verloren«, brummte Tom Brucks neben ihr. »Zwei Jahre soll unsere Forschungsreise in dieser Dimension dauern, und wir haben bereits ein Vierteljahr versäumt!« Er schickte seinen Worten einen Seufzer hinterher.

Nur wenig später tauchte auf dem Monitor das gewaltige Gebilde des Dimensionstores vor ihnen auf. Es wirkte selbst wie eine Galaxis mit wabernden Spiralarmen, die durchwebt waren von Myriaden funkelnder Lichter, als seien es kleine Sonnen. Nach wie vor war es nur schwer zu begreifen, wie dieses Objekt eine Reise zwischen den Dimensionen ermöglichte und einen Weg zurück in das bekannte Universum bot.

Nick gönnte sich allerdings nur ein paar Augenblicke, um die Faszination dieses Wirbels auf sich wirken zu lassen. Es galt, den Durchflug durch das Tor vorzubereiten und bei den Berechnungen keinen Fehler zu machen. Seine Hände huschten über die Tastatur. Immer wieder ließ er sich von allen Stationen Werte übermitteln und glich diese mit Xutl ab. Der Marsianer gab sie in den Bordcomputer ein und überspielte die Ergebnisse.

Nick justierte die Steuertriebwerke des Sternenschiffs und richtete es auf das Dimensionstor aus. Alles schien reibungslos zu verlaufen …

… als ein Schrei durch die Zentrale gellte.

»Allmächtiger! Was ist los?«, stieß Nick aus.

Alle Köpfe fuhren herum und richteten sich auf den Mann, der an seiner Konsole aufgesprungen war. Steve Johnson, der Zweite Navigator, hatte die Augen weit aufgerissen und bemühte sich sekundenlang vergeblich, seine Sprache wiederzufinden. Über seine Lippen drangen nur unartikulierte Laute.

Nick sprang aus seinem Sessel und ging mit schnellen Schritten auf Johnson zu. Xutl schloss sich ihm an.

»Warum haben Sie geschrien, Steve?«, fragte Nick. »Was ist los?«

Der Navigator fasste sich an den Kopf.

»D…da«, fand er schließlich seine Stimme wieder. »D… die Kontrolle am Messgerät der Bordzeit und der Erdzeit!«

Mit diesen Worten ließ er sich in seinen Sessel fallen und schien förmlich in sich zusammenzusacken. Nick schob sich an ihm vorbei und betrachtete die Instrumente. Zuerst erkannte er nichts Ungewöhnliches, doch dann blieb sein Blick an den letzten Stellen der beiden Zeitmesser haften. Er glaubte, sich geirrt zu haben und glich die angezeigten Ziffern ein ums andere Mal ab.

Seine Kehle schnürte sich zusammen. Er fuhr sich über den Mund und musste sich räuspern.

»Das kann doch nicht möglich sein!«, murmelte er und wünschte sich, seine Augen spielten ihm einen Streich. »In der Zeit, in der wir den Überlichtraum verlassen und das Dimensionstor angeflogen haben, sind zehn Jahre vergangen!«

Xutl stöhnte unterdrückt auf und warf seinerseits einen Blick auf die Anzeigen. Er betätigte mehrere Tasten, doch das Ergebnis blieb dasselbe.

Inzwischen waren weitere Männer an die Konsole herangetreten. Nachdem die ersten erkannten, warum Johnson aufgeschrien hatte, waren sie zunächst stumm vor Entsetzen. Doch innerhalb von Sekunden breitete sich Unruhe unter den Besatzungsmitgliedern aus.

»Hyperraum … die Verschiebung …«, entfuhr es Johnson tonlos. Er starrte mit leerem Blick auf die Werte.

»Nur gut, dass niemand von uns verheiratet ist«, meinte Warren Jones, der Chefingenieur. »Aber unsere Angehörigen auf der Erde, sie sind nun zehn Jahre älter«, er hielt inne und musste ein Zittern unterdrücken. »Mein Vater ist vielleicht schon längst gestorben!«

Bei diesen Worten wurde die Zentrale von einem wilden Stimmengewirr erfüllt. Niemanden hielt es mehr auf seinem Platz.

Nick sah sich um. Er rang die Unruhe in sich nieder und klärte den Kopf.

»Ruhe!«, rief er. Seine Stimme erfüllte die Zentrale. Alle Anwesenden verstummten und richteten ihre Blicke auf ihn. Er sah in die Augen der Männer und stieß den Atem aus.

»Die Störung kann durch die starke Beanspruchung der Übersiedlungsaktion der Gomaner entstanden sein. Aber genauso kann das Zeitmessgerät eine Störung haben«, erklärte er. »Klarheit gewinnen wir erst, wenn wir Kontakt mit anderen Raumfahrern haben, sobald wir in unser Universum zurückgekehrt sind.«

»Ja, fliegen wir durch die Dimensionsspirale!«, ergänzte Xutl mit einem harten Klang in der Stimme. »Die Raumpatrouille wird uns so oder so Gewissheit geben.«

Manche der Männer nickten bei diesen Worten zustimmend, andere wirkten geistesabwesend, als hätten sie keine Hoffnung darauf, dass es sich um einen Messfehler handelte.

Doch schließlich kehrten sie alle an ihre Plätze zurück.

Nick atmete innerlich auf und setzte sich in seinen Sessel. Er schenkte Jane Lee ein aufmunterndes Lächeln. Sie versuchte es zu erwidern, doch das Flackern in ihren Augen machte deutlich, wie sehr auch sie um Fassung rang.

Er hätte ihr gerne gesagt, dass ihre Furcht unbegründet sei, doch er musste selbst Gewissheit haben – egal, was auch immer sie auf der anderen Seite des Dimensionstores erwarten mochte …

*

Alle Instrumente arbeiteten einwandfrei. Der Sprung durch den Wirbel verlief ohne Komplikationen. Nick konnte bereits das Funkeln der ersten Sterne seines eigenen Universums erkennen, als gleißende Lichtfinger das Schwarz des Alls durchschnitten und auf das Sternenschiff zuschossen. Sie schlugen in die Hülle des Raumschiffs ein und brachten es zum Erzittern.

Hätte er den Energieschirm für die Durchquerung des Dimensionswirbels nicht eingeschaltet gelassen, hätte das Schiff durch die Treffer schwerste Schäden davongetragen. Denn dass mit Strahlenkanonen auf sie geschossen wurde, daran bestand für ihn kein Zweifel!

Schreie gellten durch die Zentrale.

»Fliegende Untertassen!«, stieß einer der Männer aus.

»Sie nehmen uns unter Beschuss!«, rief ein anderer.

Nick sah mit zusammengekniffenen Augen auf den Hauptbildschirm, der durch den Strahlenbeschuss in ein blendend helles Licht getaucht war. Und tatsächlich, aus dem Glosen und Wabern schälten sich flache, schlanke Umrisse, die erneut Feuerstöße abgaben.

Sie alle prallten wirkungslos vom Energieschirm ab. Dennoch brachten sie die Zentrale zum Erzittern. Mehrere Besatzungsmitglieder, die durch den Raum geeilt waren, wurden von den Beinen gerissen.

Dann, so unvermutet, wie der Angriff begonnen hatte, war er beendet. Auf dem Hauptbildschirm zeichneten sich die Umrisse von fünf diskusförmigen Raumschiffen ab, die das Sternenschiff wie Wespen umflogen. Die Scheiben selbst waren flach, nur der Mittelteil wölbte sich wie eine Kugel nach außen.

Die fremden Raumschiffe waren deutlich kleiner als das Expeditionsschiff. Dafür schienen sie über eine Feuerkraft zu verfügen, die denen von irdischen Raketen deutlich überlegen war.

Harvey Blake von der Funkzentrale meldete sich und teilte in hastigen Worten mit, dass eine Mitteilung eintraf. Nick wies ihn an, sie auf die Bordlautsprecher umzuleiten.

»Das waren Warnschüsse!«, hallte eine unnatürlich hohe Stimme durch die Zentrale. »Stoppen Sie!«

Nick schürzte die Lippen. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er zurück.

»Nach der Beschreibung ist Ihr Schiff das seit zehn Jahren als verschollen geltende Sternenschiff«, kam die nüchterne Mitteilung.

Der Weltraumfahrer keuchte bei diesen Worten auf.

»Seit zehn Jahren verschollen?«, wiederholte er stockend. »Dann ist es also doch ein Fehler im Überlichtantrieb gewesen …«

Es gelang ihm nicht, die aufkeimende Unruhe unter den Männern zu unterbinden. War es bisher noch die Hoffnung auf einen Instrumentenfehler gewesen, die ihn aufrecht gehalten hatte, so rang er nun selbst um Fassung.

»Melden Sie sich!«, schnarrte die fremde Stimme, nun einen Ton strenger. »Ist Ihr Raumfahrzeug dieses Sternenschiff?«

»Ja«, presste Nick hervor. Er stützte sich mit den Händen auf der Instrumententafel ab. »Aber verstehen Sie … wir sind verwirrt! Gehören Sie zur Raumpatrouille? Wurden inzwischen neue Schiffstypen entwickelt?«

Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als ein Lachen zur Antwort erfolgte. »Nein. Seit Ihrem Abflug von der Erde vor zehneinhalb Jahren hat sich einiges geändert«, antwortete die Stimme. »Wir gehören zur interstellaren Polizei des Galaktischen Imperiums!«

»Was?!«, konnte Nick sich nicht zurückhalten.

Die Stimme ließ ihm keine Zeit, nachzuhaken. »Näheres erfahren Sie auf der Erde. Schalten Sie Ihren Antrieb aus. Wir nehmen Sie in Magnet-Schlepp«, folgte die Anweisung.

Nick machte eine erklärende Geste, obwohl er wusste, dass ihn der Fremde nicht sehen konnte. »Aber … wir können gut mit eigener Kraft …«

»Widersprechen Sie nicht, Terraner!«, unterbrach ihn die Stimme scharf. »Für die Erde gibt es keine Raumfahrt mehr. Und das gilt auch für Sie! Gehorchen Sie!«

Nicks Gesichtszüge verhärteten sich. »Terraner? Soll das heißen, dass Sie kein Erdenmensch sind?«

»Sie haben es erfasst«, folgte die Antwort mit einem unüberhörbaren spöttischen Unterton.

Nick schüttelte den Kopf. »Wenn Sie kein Terraner sind, dann haben Sie kein Recht, uns Vorschriften zu machen! Wir …«

»Man hat uns gewarnt, dass Sie ein Querkopf sind, Nick. Mit Ihnen spreche ich doch wohl als Kommandant des Schiffes, richtig?«, antwortete die Stimme. »Aber wir raten Ihnen, sich zu fügen! Die Erde spielt im Galaktischen Imperium nur eine sehr untergeordnete Rolle. Das wird für Sie, da Sie in der Zeit zehn Jahre zurück sind, schwer zu begreifen sein. Aber das ist nun mal der Stand der Dinge – und damit müssen Sie sich abfinden.«

Der Weltraumfahrer drehte sich zu den Umstehenden um. In ihren Augen sah er die Fassungslosigkeit über das, was sie gerade gehört hatten. Aber er erkannte auch die Entschlossenheit, den Worten nicht Folge zu leisten.

»Damit finde ich mich erst ab, wenn mich die irdische Regierung von der Verantwortung für das Sternenschiff entbunden hat«, erwiderte er. »Ich fliege die Erde jetzt mit eigener Kraft an. Ende!« Er unterbrach die Verbindung mit einem schnellen Druck auf die Taste an seiner Instrumententafel.

»Ich begreife das alles nicht«, meinte André Coomb neben ihm und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick.

»Ich auch nicht«, konnte Nick nur antworten. »Aber wir sind ja auch um zehn Jahre ›zurückgeblieben‹ …«

Er richtete sich an Mitchell, den zuständigen Techniker für den Waffenleitstand. »Schalten Sie den Energieschirm auf volle Kraft, und sorgen Sie dafür, dass er bei 100 Prozent Leistung bleibt!«

»Verstanden«, meinte der Techniker und eilte zu seiner Konsole.

Auch Nick ging zum Kommandostand zurück.

»Sie kreisen unschlüssig um uns herum«, empfing ihn Xutl und deutete auf den Bildschirm.

»Wahrscheinlich müssen sie nähere Anweisungen einholen«, sprach der Weltraumfahrer seine Gedanken laut aus. Bevor er sich setzen konnte, legte ihm Jane Lee die Hand auf den Unterarm.

»Kann es wirklich möglich sein, dass die Erde in den letzten zehn Jahren ein Teil eines ›Galaktischen Imperiums‹, wie der Untertassen-Kommandant sich ausdrückte, geworden ist?«, fragte sie und presste die Lippen aufeinander.

»Das Wort ›Imperium‹ hat den Beigeschmack von Unterdrückung und absolutistischer Herrschaft«, antwortete Nick. »Und wir Menschen haben immer von einer in der Zukunft liegenden demokratischen Verbindung ferner Welten geträumt.«

»Ja, von einer Galaktischen Föderation!«, erwiderte die Tierfängerin. »Aber nach dem, was wir gehört haben …«

Nick nahm auf seinem Sessel Platz und warf einen Blick auf die Anzeigen. Er musste sich eingestehen, dass es ein beruhigendes Gefühl war, die Werte für den Energieschirm bei 100 Prozent zu sehen.

»Die Zeit ist buchstäblich über uns hinweggegangen«, murmelte er gedankenversunken.

»Nicht nur politisch. Auch technisch, wie mir scheint«, meinte Xutl. »Die Untertassen umkreisen uns noch immer, ohne dass man eine Spur ihres Antriebs sehen kann!«

*

Der Kommandant des Flugscheiben-Geschwaders war inzwischen mit seinem obersten Vorgesetzten in Verbindung getreten, um ihn über den Vorfall in Kenntnis zu setzen. Seine drei Facettenaugen richteten sich auf die Gestalt auf dem linsenförmigen Bildschirm, während die insektenartigen Fühler an seinen Schläfen nervös zuckten.

»… ich halte es für richtiger, die Terraner mit eigener Kraft zur Erde fliegen zu lassen, Kan Dor I«, schloss er seinen Bericht.

Dieser wiegte den kugelförmigen Kopf, wobei die chitinartige Haut in verschiedenen Grüntönen im Licht schimmerte. »Ihre Ansicht ist kurzsichtig, Er-Sig«, antwortete er. »Wir haben die Raumfahrt für die Erde verboten, und das gilt auch für Raumschiffe, die sich zum Zeitpunkt des Verbotes im Weltall befanden.«

Er-Sig wollte etwas einwenden, doch Kan Dor I hob eine Hand mit drei Klauenfingern und verbat sich jede Unterbrechung.

»Wenn das Sternenschiff, das vollkommenste Raumschiff, das die primitiven Erdbewohner besitzen, mit eigener Kraft auf der Erde landet, dann wird das nur Sehnsüchte der Menschen nach verlorener Macht und Unabhängigkeit erwecken – und es könnte sogar zu einer Revolution führen!«

Das Wesen gab mehrere klackende Laute von sich, bevor es fortfuhr. »Am liebsten würde ich es an Ort und Stelle vernichten!«

»Das ist selbst uns nicht möglich«, gab Er-Sig zu bedenken. »Unsere Waffen können den Energieschirm nicht durchdringen. Wenn Sie das Mutterschiff hierherbeordern könnten …«

»Was reden Sie da für einen Unsinn?«, schnappte Kan Dor I. »Feuern Sie auf das Sternenschiff! Sie können zwar seinen Energieschirm nicht durchdringen, aber doch erreichen, dass die Temperatur im Schiff durch die abgestrahlte Hitze unerträglich wird. Das wird den Starrsinn dieser Terraner brechen, und sie lassen sich in Magnet-Schlepp nehmen!«

Kan Dor I beendete das Gespräch, und Er-Sig verneigte sich vor einem leeren Bildschirm. Er gab die Anweisung an die übrigen Schiffe weiter. Binnen weniger Minuten hatten sich die diskusförmigen Raumschiffe in einer Formation um das Sternenschiff angeordnet.

*

Nick hatte die Triebwerke auf volle Leistung hochfahren lassen. Einen Feuerstrahl hinter sich herziehend, schoss das Sternenschiff durchs All, ohne von den fremden Raumschiffen aufgehalten zu werden.

Angespannt verfolgte er auf dem Hauptbildschirm, wie sie ihm folgten und plötzlich ihre Flugbahn änderten. Binnen weniger Sekunden hatten sie feste Positionen rund um das Sternenschiff eingenommen. Nick fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Als Harvey Blake eine weitere eingehende Nachricht meldete, zuckte er kurz zusammen.

»Wenn Sie nicht sofort stoppen, beginnen wir mit dem erneuten Beschuss!«, stieß die fremde Stimme aus.

»Wenn Sie einen Schuss abgeben, erwidern wir das Feuer«, antwortete Nick und bemühte sich, seine wachsende Anspannung zu verbergen.

»Was Sie vorhaben, ist Rebellion!«, schnappte die Stimme aus dem Lautsprecher. »Sie werden die Folgen zu spüren bekommen!«

Die Verbindung wurde unterbrochen. Augenblicke später glühte der Energieschirm unter dem Aufprall mehrerer Strahlengeschosse in einem lodernden Feuer auf.

Unbeirrt behielt Nick die Geschwindigkeit bei.

»Erwidern Sie das Feuer!«, befahl er dem Waffenleitstand.

»Aber …«, entgegnete Mitchell, »… wenn es wirklich so ist, wie der Untertassen-Kommandant gesagt hat – die Folgen, wenn wir auf der Erde landen …«

»Ich übernehme die Verantwortung«, antwortete Nick mit fester Stimme. »Noch stehe ich unter dem Befehl der Weltraum-Forschungsbehörde. Ich habe den Befehl, alle Angriffe außerirdischer Gegner auf das Sternenschiff abzuwehren, um die Expedition zu schützen. Dieser Befehl ist zwar nun zehneinhalb Jahre alt – aber er gilt, bis er offiziell widerrufen ist!«

Mitchell presste die Lippen aufeinander und nickte. Er aktivierte die Waffensysteme und richtete sie auf die Diskusraumer aus.

Wiederholt schossen Energiezungen durchs All und trafen die gegnerischen Raumschiffe mit voller Wucht. Doch sie schienen wie wirkungslos an ihnen abzuprallen.

»Unsere Desintegrations-Strahler schaden den Untertassen nicht!«, heulte Mitchell förmlich auf.

»Aber uns«, erwiderte Xutl mit besorgter Miene. »Die Untertassen stehen so im Raum, dass sie die Strahlen auf der Schiffsoberfläche auf das Sternenschiff reflektieren. Unser Energieschirm ist kurz davor, zusammenzubrechen. Wir beschießen uns quasi selbst!«

»Allmächtiger!«, entfuhr es Nick. Xutls Meldung ließ ihn ratlos zurück.

»Die Temperatur im Schiff steigt an«, meldete ein Techniker.

»Der Energieschirm kann die Wärmeabstrahlung nicht mehr absorbieren!«, mahnte Chefingenieur Warren Jones.

Nicks Augen fuhren suchend umher, als hoffte er, noch einen Ausweg zu finden. Die Luft erhitzte sich mit jeder verstreichenden Sekunde und machte das Atmen zunehmend zur Qual. Schweiß floss ihm in Bächen über die Stirn.

»Feuer einstellen«, ordnete er an und ließ die Arme auf die Lehnen seines Sessels sinken. »Es sieht so aus, als ob wir den Kampf verloren hätten …«

Er senkte den Blick und starrte ins Leere, bevor er die Geschwindigkeit des Sternenschiffs auf Null verringerte. Dann betätigte er den Knopf für die Funkverbindung.

»Wir haben den Antrieb abgeschaltet«, verkündete er mit rauer Stimme. »Nehmen Sie uns in den Magnet-Schlepp.«

»Das ist das erste vernünftige Wort, das wir von Ihnen hören, Terraner!«, antwortete der Kommandant des fremden Schiffes und dachte gar nicht daran, den Triumph in seiner Stimme zu verbergen.

 

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