Leseprobe – Tibor – Die Brüder der schwarzen Mamba


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EINS

»Hoffentlich ist ein Teil meiner Ausrüstung noch brauchbar, damit ich sie in Nairobi verkaufen kann«, sorgte sich Professor Dobbs. »Wenn nicht, kann ich das Geld für eine Tierherde erst nach meiner Rückkehr nach New York aufbringen.«

Der Forscher hatte den Tombos versprochen, ihnen eine neue Herde zu bezahlen, da ihre Rinder seinetwegen von einem Tyrannosaurus Rex gerissen worden waren und die Krieger nun ohne Vieh dastanden. So war es eine Selbstverständlichkeit, dass er seine Schuld beglich und für Ersatz sorgte.

»Mein Guthaben auf der Bank reicht gerade noch für die Rückreise in die Vereinigten Staaten«, fuhr der bärtige Mann mit den dunklen Haaren fort. »Ich habe alles, was ich besaß, in diese Expedition gesteckt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich pleite bin. Meine Freunde werden mir zwar aus der Klemme helfen, aber das dauert einige Wochen. Es wäre mir unangenehm, die Tombos so lange auf die zugesagten Tiere warten zu lassen.«

Tibor saß auf dem Rücken eines Elefanten, der Professor und seine Assistentin Miss Hudson auf einem weiteren. Kerak und die kleinen Äffchen Pip und Pop ritten ebenfalls auf einem Dickhäuter. Die Gruppe war auf dem Weg zu der Nairobi vorgelagerten Polizeistation, von wo aus Dobbs seinen weiteren Weg in die Heimat antreten wollte. Dorthin, von wo auch Tibor einst gekommen war – nach New York. Der Sohn des Dschungels lauschte in sich hinein. Er empfand keinen Anflug von Heimweh, stellte er fest. Mit seiner alten Heimat verband ihn nichts mehr. Der Dschungel des schwarzen Kontinents war schon lange sein neues Zuhause.

»Machen Sie sich wegen der Herde keine Sorgen. Ich übernehme das«, sagte er.

»Sie? Aber wieso denn?«

»Weil ich davon ausgehe, dass von Ihrer Ausrüstung nichts mehr zu gebrauchen ist. Die Lastwagen stecken tief im Morast. Nach der langen Zeit, die wir unterwegs waren, und bei dem feuchten Klima sind sie inzwischen verrostet und verrottet. Vergessen Sie die Wagen, Professor. Ihre teuren Instrumente können Sie auch nicht verkaufen, da wir sie hinter den toten Sümpfen zurücklassen mussten. Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Freunde in New York. Ich bezahle die Rinder für die Tombos.«

»Wie denn?«, fragte Dobbs verständnislos. »Sie besitzen kein Geld. Oder sollte ich mich irren?«

»Durchaus nicht, aber es gibt andere Möglichkeiten«, erklärte Tibor. »Diamanten zum Beispiel. Ich kenne verschiedene kleine Flussläufe tief im Dschungel, wo man die wertvollen Steine nur vom Grund oder vom sandigen Ufer aufklauben muss.«

»Dann sind Sie reich«, staunte Miss Hudson.

»Ich könnte reich sein, wenn ich wollte.« Tibor lächelte die hübsche junge Frau mit den zu einem Pferdeschwanz gebundenen langen, blonden Haaren an. »Wahrscheinlich sogar einer der reichsten Männer der Welt. Doch daran liegt mir nichts.«

Dobbs war beeindruckt. »Es gibt nicht viele Menschen, die so selbstlos denken würden wie Sie. Ich nehme Ihr Angebot mit Dank an, Tibor.«

*

Die folgenden zwei Wochen vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Die kleine Reisegruppe ritt am Tag und schlug ein Lager auf, sobald die Abenddämmerung einsetzte. Dann mahnte Tibor jedes Mal zur Eile, denn in diesen Breiten ging der Übergang vom Tag zur Nacht rasch vonstatten. Die Forscher bestaunten die naturbelassene Schönheit des Urwalds. Nachdem das Abenteuer mit den Sauriern überstanden war, gelang es Dobbs, seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu widmen. Er kümmerte sich fürsorglich um die beiden kleinen Compsognathus-Saurier, die Tibor ihm übergeben hatte, damit der Professor nicht mit leeren Händen heimkehrte und sich nicht dem Spott seiner zweifelnden Kollegen ausgesetzt sah. Dobbs hatte ihm im Gegenzug versprochen, für sich zu behalten, woher die Echsen stammten. Er sollte einen weniger unberührten Teil des Dschungels nennen. Dort konnten weitere Forscher und sonstige Neugierige wenig Schaden anrichten, und wenn sie nichts fanden, würden sie sich schnell wieder davonmachen.

 

ZWEI

Zwei Wochen später bestätigte sich Tibors Voraussage. Die Lastwagen der Expedition waren bis zu den Scheiben im Morast versunken. Selbst wenn es gelingen sollte, die Fahrzeuge mit Hilfe der Elefanten auf festen Untergrund zu ziehen, würden sie keinen Mucks mehr von sich geben.

»Sie hatten recht, leider.« Dobbs seufzte. »Wir müssen also auch den Rest des Weges bis zur Polizeistation auf dem Rücken dieser grauen Dickhäuter zurücklegen.«

Tibor winkte ab. »Sie und Miss Hudson schlagen sich prima. Sie schaffen das schon. Doch zunächst legen wir eine Rast ein. Schlagen Sie da vorn am Rand der Lichtung das Lager auf.«

»Und was machen Sie?«

»Ich hole etwas zu essen und ein paar Diamanten, mit denen sich eine stattliche Herde für die Tombos erstehen lässt.« Tibor stieg von seinem Reittier und machte sich auf den Weg. Die drei Männer, die sich im Urwalddickicht verborgen hielten, bemerkte er nicht.

*

Die stillen Beobachter trugen Uniformen der Dschungelpatrouille. Sie zogen die Köpfe ein, als Tibor sich von seinen Begleitern trennte. Solange sie ihn sahen, gaben die Polizisten keinen Laut von sich. Erst als er zwischen den Urwaldriesen verschwand, erhob Sergeant Andrews die Stimme.

»Glaubt ihr, er hat uns bemerkt?«

Brown schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen.«

»Sie scheinen hier lagern zu wollen«, raunte Peterson seinen Kameraden zu. »Sie errichten ein Lager. Tibor ist wahrscheinlich aufgebrochen, um etwas Essbares zu holen. Der Bursche kennt sich ja bestens im Dschungel aus.«

Nachdenklich betrachtete Brown den bärtigen älteren Mann und die junge Frau. »Die beiden kommen mir irgendwie bekannt vor, Sergeant.«

Andrews nickte. Auch er hatte einen Moment gebraucht, um die Gesichter zuzuordnen. »Richtig, das sind die Forscher, die wir für verschollen hielten, der verrückte Professor, der nach Sauriern suchen wollte, und seine Assistentin.«

»Dobbs und Hudson«, erinnerte sich Peterson an die Namen der monatelang vermissten Wissenschaftler. Er schob seinen Hut in den Nacken und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Damit sieht die Sache ganz anders aus. Tibor handelt nicht allein. Die Forscher sind seine Verbindungsleute in die zivilisierte Welt.«

»Bis zu Tibors Rückkehr können wir uns mit den beiden unterhalten«, schlug Brown vor.

»Warum ein solches Risiko eingehen? Ich halte es für besser, wir warten, bis sie wieder alle zusammen sind«, widersprach Peterson.

»Stimmt, denn wenn Tibor uns zu früh sieht, taucht er im Urwald unter und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Dann erwischen wir ihn nie mehr.« Sergeant Andrews winkte mit seinem Gewehr. »Vergesst nicht, wie gefährlich dieser Dschungelbursche ist. Haltet für alle Fälle eure Waffen bereit.«

*

Tibor, der nicht ahnte, dass er am Rand des Lagers von drei bewaffneten Polizisten der Dschungelpatrouille erwartet wurde, sammelte Bananen und andere Früchte. Der Dschungel bot alles, was man zum Leben brauchte. Es genügte zu wissen, wo man danach suchen musste, genau wie nach den Diamanten, die es in den kleinen, sich durch den dichten Wald windenden Wasserläufen zuhauf gab. Tibor war froh, dass sie in der unberührten Natur versteckt lagen und keine Begehrlichkeiten weckten, doch er machte sich nichts vor. Der Tag würde kommen, an dem Schatzsucher und Glücksritter in das naturbelassene Paradies eindrangen, und in deren Gefolgschaft kamen Holzfäller mit Motorsägen, Planierraupen und Baggern.

Lieber nicht daran denken.

Als Tibor genügend Früchte zusammengetragen hatte, legte er seine Hände wie einen Trichter vor den Mund und stieß seinen bei Freunden bekannten und bei Gegnern gefürchteten Dschungelruf aus. Seine Stimme schallte weithin durch den Wald und verständigte Kerak, der das Obst abholen und zum Lager bringen sollte. Tibor wartete nicht auf das Eintreffen seines Freundes. Auf den Gorilla war Verlass. Wenn Kerak die Früchte sah, wusste er, was er zu tun hatte.

Tibor ergriff eine aus der Krone eines Urwaldriesen herabhängende Liane und schwang sich zum nächsten Baum. Nicht weit weg bahnte sich ein Flüsschen seinen Weg, in dem er einmal Diamanten gesehen hatte, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Im Dschungel gab es keine Reisemöglichkeit, die einen so schnell von einem Ort zum anderen brachte, wie sich in luftiger Höhe von Baum zu Baum zu schwingen.

Wenn man sie beherrscht und zu nutzen weiß, dachte Tibor lächelnd.

So eilte er seinem Ziel entgegen, begleitet nur von den Lauten im Dickicht verborgener Tiere. Hier kreischten Äffchen, dort zischelten Reptilien, und in den Baumkronen zeterten und schimpften Vögel, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten. Unter ihm flogen farbenprächtige, exotische Blüten dahin. Vorhänge aus Licht schufen im Unterholz und in mannshohen Farnkolonien ein Spiel aus Licht und Schatten, ein faszinierender Anblick, der sich nur jenen erschloss, die Sinn für die Schönheit der Natur hatten.

Leises Murmeln erregte Tibors Aufmerksamkeit, und gleich darauf erspähte er inmitten des allgegenwärtigen Grüns das blaue Schimmern des Flüsschens. Das Sonnenlicht funkelte und gleißte in dem nur wenige Meter breiten Flusslauf, an dem ein sich wiegendes Meer aus Schilfgras wucherte. Tibor glitt von der Liane zu Boden und orientierte sich.

Noch ein Stück weiter flussabwärts.

Nach einem halben Kilometer blieb das Schilf zurück, und das Gewässer legte sich in eine scharfe Biegung. Sand hatte sich in der Kehre abgelagert, an die sich Tibor erinnerte. Seine nackten Füße erzeugten schmatzende Geräusche, als er zum Wasser hinunterging, in dem sich Bäume und Sträucher spiegelten.

Tibor ging in die Hocke, und sein eigenes Spiegelbild schaute ihm entgegen. Nur Sekunden vergingen, bis er die Bestätigung erhielt, dass er sich nicht geirrt hatte. Im Sand lagen Diamanten, mehr als er für seinen Zweck benötigte. Als er die Hand ausstreckte, um danach zu greifen, fiel ein Schatten aufs Wasser.

Eine mächtige Gestalt stand hinter Tibor. Sie hob einen Knüppel zum Schlag.

*

Während Professor Dobbs und Miss Hudson das Lager errichteten, hockte Kerak an einem Baumstamm. Regungslos verfolgte er das Treiben der Zweibeiner. Pip und Pop hingegen tollten aufgekratzt umher. Mal kletterten die Äffchen auf die Schultern des Gorillas, von denen er sie gleich wieder verscheuchte, mal stiegen sie auf einen Baum, wo sie in einer Astgabel schnatterten und nach dem Sohn des Dschungels Ausschau hielten. Die Elefanten verweilten mit schwingenden Rüsseln am Rand der Lichtung. Sie waren klug genug, sich von dem sumpfigen Gelände fernzuhalten, das den Lastwagen zum Verhängnis geworden war.

»Hoffentlich bleibt Tibor nicht so lange weg«, sagte Miss Hudson. »Mir ist es nicht geheuer so ganz allein in der Wildnis.«

»Machen Sie sich keine Sorgen«, entgegnete Dobbs. »Kerak passt auf, dass wir keine unangenehme Überraschung erleben. Außerdem bin ich sicher, dass uns keine Gefahr droht. In dieser Gegend scheint es keine wilden Tiere zu geben, die uns gefährlich werden könnten. Tibor hätte uns sonst gewarnt.«

»Ja, da haben Sie wohl recht.«

Immer wieder schaute der Professor zu den versunkenen Lastwagen hinüber. Der Verlust der Fahrzeuge kam ihn ebenso teuer zu stehen wie der seiner technischen Geräte. Tibors Hilfe ließ sich nicht hoch genug bewerten. Die in Aussicht gestellten Diamanten sorgten dafür, dass Dobbs sein den Tombos gegebenes Versprechen halten konnte. Er zuckte zusammen, als ein langgezogener Schrei Pips und Pops Schnattern übertönte.

Miss Hudson drehte den Kopf in alle Richtungen. »Was ist das?«

»Tibors Dschungelruf.«

Kerak sprang auf und schüttelte die schon wieder wie Kletten an ihm hängenden Äffchen ab. Grunzend brach er durchs Unterholz und verschwand im Dschungel.

»Was mag das zu bedeuten haben?« Miss Hudson rückte ihre Brille zurecht. »War das vielleicht ein Hilferuf an Kerak? Hoffentlich ist Tibor nichts zugestoßen.«

»Bestimmt nicht. Tibor kennt sich bestens im Dschungel aus und weiß sämtlichen Gefahren zu trotzen.« Dobbs schaute in die Richtung, in die der Gorilla verschwunden war. Entgegen seiner Versicherung plagten auch ihn Zweifel.

*

Auch die Dschungelpolizisten vernahmen den ihnen wohlbekannten Ruf. Zwar wussten sie, dass er von Tibor stammte, nicht jedoch, was er bedeutete. Sie sahen nur, dass der Gorilla wie von der Tarantel gestochen aufsprang und auf allen Vieren in den Dschungel rannte. Unschlüssig berieten sie, wie sie sich verhalten sollten.

»Ob Tibor Lunte gerochen hat?«, grübelte Brown. »In dem Fall können wir warten, bis wir schwarz werden.«

»Befragen wir die Wissenschaftler«, schlug Peterson vor.

»Die wissen bestimmt nicht mehr als wir.«

»Vielleicht doch. Es ist einen Versuch wert.«

»Hiergeblieben!«, hielt Sergeant Andrews seine Kameraden zurück, bevor sie aus dem Dickicht treten konnten. »Die Lage ist zu unübersichtlich. Vielleicht kündigt der Urwaldschrei sogar Tibors bevorstehende Rückkehr an. Wir warten weiterhin ab.«

Die dem Sergeanten unterstellten Brown und Peterson fügten sich der Anweisung. Geduldig harrten die Polizisten in ihrem Versteck aus. Hin und wieder warf Brown den Elefanten verstohlene Blicke zu. Die Nähe der Dickhäuter war ihm nicht geheuer. Die Uniformierten brauchten nicht lange zu warten, bis Kerak zurückkehrte.

»Blinder Alarm«, brummte Peterson. »Der Affe hat Früchte geholt.«

»Was heißt blinder Alarm?« Brown war anderer Ansicht. »Tibor muss Lunte gerochen haben. Wieso schickt er sonst den Affen her, statt selbst zurückzukommen?«

Andrews wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Einerseits durfte ihnen Tibor nicht durch die Lappen gehen, andererseits wollte er den Dschungelburschen nicht durch voreiliges Eingreifen warnen. Ihm als Vorgesetztem der beiden anderen oblag die Entscheidungsgewalt.

»Da die Forscher ein Lager aufgeschlagen haben, werden sie nicht so schnell wieder aufbrechen. Wir warten noch eine Weile ab. Also verhaltet euch still. Die Elefanten haben gute Ohren.«

»Ihr Geruchssinn ist noch besser«, sagte Brown unbehaglich. »Zum Glück steht der Wind gegen uns. Solange er nicht dreht, wittern uns die Dickhäuter nicht. Wehe, die Biester kommen mir zu nahe.« Er fasste sein Gewehr fester, entschlossen, es notfalls gegen die Elefanten einzusetzen.

*

Der Knüppel sauste nieder und hätte ihm den Schädel zertrümmert, doch Tibor schnellte zur Seite und entging dem furchtbaren Hieb. Ein Gorilla, so groß und kräftig wie Kerak, hatte den Schlag geführt. Zu einem zweiten Angriff kam er nicht. Gedankenschnell packte Tibor den Arm des großen Affen und wirbelte ihn herum. Mit einem wütenden Schrei flog der Gorilla über ihn hinweg und klatschte in den Fluss. Er schlug um sich, schnaufend und prustend, und Wasser spritzte in alle Richtungen. Der Herr des Dschungels blieb am Ufer stehen. Er begriff nicht, was der heimtückische Angriff zu bedeuten hatte.

»Ich hoffe, das Wasser kühlt dich ab. Und nun verrate mir, weshalb du mich feige von hinten angreifst.«

Der Gorilla dachte nicht daran, zu antworten. Grollend erhob er sich aus dem Fluss und stapfte Tibor zu. Seine gefletschten Zähne verrieten, dass das unfreiwillige Bad sein Mütchen keineswegs gekühlt hatte. Zorn funkelte in seinen Augen.

»Du hast also noch nicht genug?« Tibor ließ dem großen Affen keine Chance zu einer weiteren Attacke. Er ballte die Hand zur Faust und versetzte dem Gorilla einen mächtigen Schwinger.

Abermals flog der Affe ins Wasser. Sein wütendes Brüllen hallte über den Fluss. »Das wirst du büßen, Tibor!«

»Meinst du? Willst du etwa noch mehr Zeit im Fluss verbringen? Oder verrate mir endlich, was dich zu deinem heimtückischen Angriff verleitet hat. Was habe ich dir getan?«

»Ich bin Tando«, grunzte der Gorilla. »Seit du in das Land ohne Wiederkehr hinter den toten Sümpfen gezogen bist, gehorchen mir alle großen Affen.«

Tibor begriff. Tando hatte sich seine monatelange Abwesenheit zunutze gemacht, um sich zum Herrn der Gorillas aufzuschwingen. Nun, da Tibor zurück war, fürchtete er um seine neue Position als Anführer. »Nach dem Gesetz des Dschungels musst du vor allen großen Affen gegen mich kämpfen, um deine Führerschaft zu beweisen, doch dazu bist du zu feige. Deshalb kamst du auf die Idee, mich aus dem Hinterhalt auszuschalten.«

Tando grollte und zeigte seine Zähne. »Ich bin nicht feige. Ich bin bereit, vor den großen Affen mit dir zu kämpfen, aber es soll ein ehrlicher Kampf werden. Du kämpfst nicht ehrlich, wenn du ausweichst und dann zuschlägst. Andernfalls wäre es dir nicht gelungen, mich in den Fluss zu werfen.«

Ganz unrecht hatte Tando nicht, musste Tibor zugeben, zumindest nach dem Verständnis der Affen. Er durfte nicht zulassen, dass es so aussah, als würde er unlauter kämpfen. Andernfalls verlor er den Respekt der Gorillas.

»Ich will nicht, dass man mir eine unehrliche Kampfweise nachsagt. Daher akzeptiere ich deine Bedingungen.« Tibor deutete zum Himmel hinauf. »Wenn der volle Mond zu sehen ist, soll der Zweikampf auf eurem großen Kampfplatz stattfinden.«

»Gut. Alle großen Affen aus der Gegend werden anwesend sein.«

Tando trollte sich mit zufriedenem Knurren. Tibor sah ihm hinterher, bis der Gorilla außer Sichtweite war, dann klaubte er ein paar schöne Rohdiamanten aus dem seichten Uferwasser. Die Sonnenstrahlen brachten die feuchten Steine zum Funkeln. Ihr Anblick war eine Augenweide. Tibor erhob sich und vertraute sich einer Liane an. Es wurde Zeit, dass er zu den wartenden Forschern zurückkehrte.

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