Leseprobe – Tödliche Fracht


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1.

 

»Ich verstehe beim besten Willen nicht, was Sie von mir wollen.«

Jeanne Bouille fixierte die beiden Besucher, die ihr gegenüber auf den altertümlichen, wackligen Holzstühlen Platz genommen hatten.

»Sagen wir einfach: Wir möchten Ihnen unter die Arme greifen«, erwiderte einer der Männer ohne erkennbare Regung. Seine Augen waren unablässig in Bewegung; nicht ein Winkel des spartanisch eingerichteten Büros schien seiner Aufmerksamkeit zu entgehen.

Außer den beiden Stühlen und dem Kunststoffsessel, in dem die Inhaberin der Frachtgesellschaft sich zurückgelehnt hatte, gab es einen Schreibtisch, ein abgegriffenes Bildtelefon und zwei Aktenschränke, in denen Berge unbenutzter Formulare aufgeschichtet lagen. Die Wände waren mit Fotos übersät, als seien diese vor allem dazu da, die ausgeblichene Tapete zu verdecken. Vielleicht haftete dem Raum gerade deshalb eine gewisse zeitlose Atmosphäre an.

»Ich denke nicht, dass ich Hilfe benötige«, kommentierte Jeanne, wobei ihre Wangenknochen deutlich hervortraten. Um ihre Mundwinkel zuckte es. Sie gab sich gar nicht erst die Mühe, zu verbergen, dass sie ihr Gegenüber wenig sympathisch fand. Den zweiten Mann bedachte sie ebenfalls mit einem müden Blick.

»Uns ist Ihre finanzielle Situation hinreichend bekannt, Miss Bouille.«

»Meinen Sie …« Herausfordernd fuhr Jeanne sich mit der Zunge über die Lippen. »Wie war gleich Ihr Name, Mister …?«

»Rodstock. Gene Rodstock. Von der Deneb Freight Company.«

»Gut, Mister Rodstock, dann sage ich Ihnen etwas, das Sie sich hinter die Ohren schreiben sollten.« Jeanne Bouille klang frostig. Wie sie nun im Sessel saß, hatte sie mehr von einer lauernden Raubkatze als von einer Frau, die es gewohnt war, dass die Männer sich nach ihr umdrehten. »Falls jemand behauptet, dass die Pegasus-Frachtgesellschaft in Schwierigkeiten steckt, gleich welcher Art, ist dieser Jemand falsch informiert. Und nun muss ich Sie bitten, mir nicht unnötig meine Zeit zu stehlen. Ich denke, Sie finden selbst hinaus.«

Rodstock schüttelte leicht den Kopf. Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht.

»Zufällig kenne ich Ihre Bilanzen und weiß, dass Sie kein halbes Jahr überleben werden. Der Konkurs ist unabwendbar.«

Jeanne stemmte die Handballen auf die Armlehnen ihres Sessels und richtete sich halb auf.

»Gehen Sie!«, sagte sie schneidend scharf. »Ich sehe nicht ein, weshalb ich mich in solch unverschämter Weise beleidigen lassen sollte.«

»Hunderttausend Kronen«, sagte der zweite Mann, der bislang geschwiegen hatte. »Das ist ein stolzer Preis für die Übernahme Ihrer Lizenz. In sechs Monaten werden Sie kein Butterbrot mehr dafür bekommen.«

»Pah«, machte Jeanne. »Wenn die Konkurrenz keine besseren Angebote macht, verzichte ich. Ich brauche keine Almosen.«

»Überlegen Sie es sich gut«, beharrte Rodstock. »Mit dem Betrag könnten Sie sich von allen Verbindlichkeiten befreien. Und der Verkaufserlös für den Schrotthaufen, den Sie als Raumschiff bezeichnen, dürfte die anfallenden Kosten decken. Mit einem Schlag wären Sie Ihre Belastungen los.«

»Sie gehen von falschen Voraussetzungen aus, meine Herren. Ich habe nicht die Absicht, zu verkaufen. Nicht für Hunderttausend und nicht für Hundertfünfzig …«

»Zweihunderttausend … Das ist unser letztes Angebot und sehr viel mehr, als wir verantworten können.«

»Warum machen Sie es dann?«

Jeannes Frage war entwaffnend. Rodstock suchte vergeblich nach einer Antwort.

»Endlich haben wir uns verstanden«, sagte die Inhaberin der Pegasus-Fracht nicht ohne Spott. Sie deutete auf eines der Bilder hinter sich. »Da Sie zumindest behaupten, gut informiert zu sein, nehme ich an, dass Sie meinen Großvater kannten. Als Firmengründer würde er einem Verkauf niemals zustimmen.«

»Die Zeiten ändern sich, Miss Bouille. Vor hundert Jahren mag Ihr Frachter modern gewesen sein. Aber das war vor hundert Jahren. Mittlerweile müssen Sie investieren. Schon der Versuch, nur die Triebwerkstechnik auf den neuesten Stand zu bringen, würde die Schlinge um Ihren Hals zuziehen. Oder kennen Sie eine bessere Begründung, weshalb Ihr entsprechender Kreditantrag von allen vier interstellaren Banken ohne nähere Prüfung abgelehnt wurde?«

»Raus!« Jeanne Bouille sprang auf. »Sie wissen, wo die Tür ist, also gehen Sie! Und richten Sie Ihrem Boss aus, dass ich keinen Grund sehe, weshalb ich aufgeben sollte.«

»Selbstverständlich.« Rodstock lachte. »Pegasus ist ein durch und durch gesundes Unternehmen.« Unter der Tür wandte er sich noch einmal um: »Sie werden Ihren Entschluss bereuen, Miss – bitter bereuen, fürchte ich sogar.«

Jeanne war wieder allein. Sie starrte eine Weile blicklos vor sich hin, und ihr Brustkorb hob und senkte sich im Rhythmus schwerer Atemzüge. Schließlich wandte sie sich dem Bild zu, das einen älteren Herrn mit graumelierten Schläfen und markanten Gesichtszügen zeigte.

»Jakob, vielleicht habe ich eben einen unverzeihlichen Fehler begangen.« Sie seufzte tief. »Trotzdem. Ich bringe es nicht fertig, alles aufzugeben. Du hast dir immer einen Enkelsohn gewünscht, der nach deinem Tod die Firma weiterführt. Das war altmodisches Denken. Sag mir einen Grund, weshalb ich nicht dazu in der Lage sein sollte!«

Das Gemälde schien ihr zuzuzwinkern und zu flüstern: »Jetzt erst recht.« Jeanne Bouille ließ sich wieder in den Sessel sinken und legte die Füße auf den Schreibtisch. Sie brauchte nicht damit zu rechnen, dass ein Kunde kam; seit vier Wochen hatte sich niemand in ihr Büro verirrt, der Tonnage mieten wollte.

»Du wirst sehen, eines Tages erweist sich die PEGASUS als Goldgrube!« Das war Jakob Bouilles Lieblingssatz gewesen. Doch in den zwei Jahren, die Jeanne nun schon Eigentümerin des Frachtraumers und des winzigen Büros auf Wega IV war, hatten sich ihre Hoffnungen und Träume zunehmend als Illusion erwiesen. Es war in der Tat nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht einmal mehr die Standgebühr bezahlen konnte.

*

Mit einem Mal war ihr die schwüle Enge des Büros unangenehm. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit mit ihr selbst, der Drang, aus der Haut fahren zu müssen, zwang Jeanne Bouille dazu, ein Schild mit der Aufschrift »Vorübergehend geschlossen« an die Tür zu hängen.

Nicht einmal die kühle Abendluft verschaffte ihr Linderung. Wehe dem Ahnungslosen, der ihr in diesem Zustand über den Weg lief und versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Sie hätte ihm die Augen ausgekratzt.

Aus der Ferne drang das dumpfe Grollen eines startenden Raumschiffs heran. Augenblicke später stach ein glühender Lichtpfeil in den purpurnen, nahezu wolkenlosen Himmel.

Fünf Kilometer entfernt funkelten die Lichter der Raumhafenbegrenzung. Doppelt so weit, allerdings nördlich, lag Wega-City, die Vier-Millionen-Metropole ohne Industrie. Hotel reihte sich dort an Vergnügungszentrum, Vergnügungszentrum an Hotel: eine gigantische, auf Dienstleistungen jeglicher Art ausgerichtete Maschinerie, die ungefähr zur selben Zeit entstanden war wie die ersten interstellaren Passagierlinien. Der Vorort, in dem die Pegasus-Frachtgesellschaft ihren Sitz hatte, ging auf die Besiedlung des Planeten zurück und galt längst als Schandfleck, in den sich selten Touristen verirrten. Dieser Stadtteil war den Raumhafenarbeitern und ihren Familien vorbehalten sowie den Besatzungen der auf die Abfertigung wartenden Frachter.

Jeanne wanderte ziellos durch die beginnende Dämmerung. Ihre Gedanken drehten sich einzig und allein um die Frage, weshalb die Deneb Freight Company ihre Lizenz erwerben wollte. Sicher, das wäre für das Management gleichbedeutend gewesen mit einem potenziellen Konkurrenten weniger im ohnehin harten Frachtgeschäft, aber die DFC war mit Abstand die größte Gesellschaft, für die es Existenzsorgen nur vom Hörensagen gab. Welches Interesse konnte Deneb daran haben, eine Lizenz mit sehr überschaubarer Kundenkartei sowie einen altersschwachen Frachter zu erwerben?

Lärmen aus unzähligen rauen Männerkehlen ließ Jeanne aufhorchen. Zudem stieg ihr verlockender Bratenduft in die Nase. Ihr fiel erst da auf, dass sie vor einer der Kneipen stand, in denen die meisten Raumfahrer binnen kürzester Zeit ihre Heuer verprassten.

Jeanne hatte bislang nur wenige Wochen an Bord der PEGASUS zugebracht, und schon seit ihrem ersten Flug mit dem Frachter waren alle Illusionen gründlich zerstört. Sie hatte die vielzitierte Romantik der Weltraumfahrt erwartet, jedoch einen zwölfstündigen harten Arbeitstag kennengelernt, an dessen Ende sich jeder nur nach Ruhe sehnte. Besonders schlimm waren die endlose Einsamkeit zwischen den Sternen und das Gefühl, Tag für Tag von den gleichen missmutigen Gesichtern verfolgt zu werden. Jeanne verstand seither die Raumfahrer, die im Alkohol Zuflucht suchten. Eine trügerische Zuflucht. Sogar ihr Großvater war daran gestorben, wenngleich die näheren Umstände seines Todes nie geklärt worden waren.

Jeanne Bouille stieg die wenigen Stufen zum Lokal hinauf. Ein Betrunkener torkelte an ihr vorbei, ohne von ihr Notiz zu nehmen. Eine Wolke kalten Rauches und ranziger Fettgeruch hüllten den Mann ein.

Die Tür schwang auf. Alle Tische waren belegt, nur an der geschwungenen Theke gab es einige leere Hocker.

Jeanne zog den Stehkragen ihrer Kombination enger und steuerte geradlinig auf einen der Thekenplätze zu. Sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass sie von allen Seiten gemustert wurde. Da waren die abschätzenden Blicke der Raumfahrer ebenso wie die der anwesenden Frauen – Animiermädchen, die in ihr eine Konkurrentin sahen.

Der Barmixer, der soeben ein schäumendes Gebräu mischte, hielt abrupt inne, als Jeanne sich auf einen der Hocker schwang und die Beine übereinanderschlug. Er wandte sich ihr zu.

»Sie wünschen, Miss?«

Jeanne bestellte einen Wega-Whisky.

»Halb mit Soda?«

»Pur, was sonst?«

Der Barmann stieß einen anerkennenden Pfiff aus.

»He, Mac«, wurde er von anderer Seite angefahren, »mach keine Stielaugen. Kümmere dich lieber um deine Gäste.«

»Aber … die Dame …«

»Dame? Gibt’s hier so etwas überhaupt? Die ist wie alle anderen scharf auf unseren sauer verdienten Sold.«

Der schwere Zungenschlag des Mannes verriet einen beachtlichen Getränkekonsum. Jeanne wandte ihm demonstrativ den Rücken zu.

»Mac«, wollte sie kurz darauf vom Barkeeper wissen, während er den Whisky in einem Doppelkelch auf den Tresen stellte. »Was kann ich zu essen haben?«

»Hier? Überhaupt nichts.«

»Ich dachte …«

»Essen nur an den Tischen. Suchen Sie sich einen Platz, dann meinetwegen.«

Jeanne sah sich flüchtig um. »Nicht ein Stuhl ist frei«, stellte sie fest.

»Eben.« Mac nickte grinsend. »Das ist um die Zeit immer so. Wenn Sie drei oder vier Stunden warten …«

»Du solltest mit mir gehen, Süße«, lallte der Mann zwei Hocker hinter ihr. »Ich kann dir was besorgen.«

Jeanne griff nach dem Doppelglas und trank einen kräftigen Schluck. Mit keiner Miene verriet sie, dass Wega-Whisky pur das reinste Feuer war.

»Hat es dir die Sprache verschlagen?« Der Betrunkene ließ sich vom Hocker gleiten und kam schwankend auf sie zu. »Ich bin nett zu dir, du kannst dich revanchieren.«

Jeanne streifte den Raumfahrer mit einem verächtlichen Blick. »Kümmere dich um deine eigenen Probleme und lass mich in Ruhe!«, fauchte sie.

Der Mann blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er riss die Augen weit auf und wollte etwas sagen, brachte aber nur ein kratziges »Oh« hervor.

Jeanne wandte sich wieder der Theke zu. Ihr war klar, wie schnell sich ihr die Aufmerksamkeit aller zuwenden konnte. Kaum griff sie nach ihrem Glas, da klatschte eine schwere Hand auf ihre Schulter.

»So lasse ich mich nicht abspeisen«, schimpfte der Betrunkene. Jeanne wollte seine Finger abstreifen, doch der Griff wurde schmerzhaft.

»He, Freundchen, Ihr Benehmen einer Dame gegenüber ist weder schicklich, noch zeugt es von einer guten Kinderstube«, erklang es lautstark in nächster Nähe. »Sie sollten sich besser mit Ihresgleichen vergnügen.«

»Scher dich zum Teufel!«, brauste der Raumfahrer auf und fuhr zu dem Sprecher herum. »Das hier geht dich nichts an. Klar?«

»Leider befinden Sie sich im Irrtum. Ich erlaube mir, Sie in aller Höflichkeit …«

Es gab ein lautes, platschendes Geräusch, als der Betrunkene zuschlug. Gleichzeitig stieß er einen wütenden Schmerzensschrei aus und starrte abwechselnd auf seine Faust und sein Gegenüber. Dann warf er sich förmlich nach vorn, doch seine Hiebe gingen ins Leere, weil der Gegner blitzschnell auswich.

Jeanne Bouilles Miene nahm einen belustigten Ausdruck an. Sie hatte schon an der Stimme erkannt, wer ihr zu Hilfe gekommen war.

»Bist du allein hier, Felix?«, fragte sie.

»Selbstverständlich nicht. Lokale wie dieses betrete ich entgegen meiner Überzeugung nur, wenn ich von einer autorisierten Person dazu aufgefordert werde.«

Felixʼ Augen schimmerten in düsterem Rot. Er war 1,80 Meter groß, nicht gerade von kräftiger Statur und kahlköpfig. Wer ihn genauer betrachtete, konnte allerdings zweierlei feststellen: Zum einen wies sein ebenmäßiges Gesicht nicht einen Hauch von Haarwuchs auf, zum anderen glitzerte es unter dem halb geöffneten Magnetsaum seiner einteiligen Bordmontur metallisch.

Felix war ein Roboter, der Einzige, der zur Besatzung der PEGASUS gehörte. Lediglich sein Schädel war noch mit der Bioplasthaut bedeckt, die einmal den gesamten Körper überzogen hatte. Aber auch dieser letzte Bereich wies längst nicht mehr korrigierbare Abnutzungserscheinungen auf.

Als der Betrunkene sich erneut auf ihn stürzte, packte Felix zu und wuchtete ihn sich bäuchlings über die Schulter. Der Raumfahrer schrie auf. Er trommelte mit beiden Fäusten auf den Rücken des Roboters, konnte dem stahlharten Griff aber nicht entrinnen.

»Haben Sie einen besonderen Wunsch, Miss Bouille, was mit ihm geschehen soll?«

Jeanne winkte flüchtig ab. Mehrere der an den Tischen sitzenden Männer starrten feindselig zu ihnen herüber. Sie trugen dieselben Abzeichen auf den Schulterstücken ihrer Kombinationen wie der Betrunkene, gehörten also mit ihm zu einer Crew. Jäh sprang einer von ihnen auf und zerrte seinen Lähmstrahler aus dem Holster.

»Der Roboter soll William absetzen. Sofort!«

»Während Sie mich mit der Waffe bedrohen?«, fragte Jeanne. »Ihr Freund hat angefangen.«

»Das schert mich einen Dreck.« Der Mann winkte unmissverständlich auffordernd mit dem Strahler.

Es war schlagartig ruhig geworden; selbst an den hintersten Tischen verstummten die Gespräche.

»Ich zähle bis drei!«, sagte der Bewaffnete.

Jemand kicherte erwartungsvoll.

»Eins …«

Jeanne schaute zu der etwa zehn Meter entfernten Tür hinüber. Raumfahrer waren oft genug unberechenbar, das wusste sie nur zu gut.

»Zwei …«

»Felix, lass den Mann runter!«, bestimmte sie.

»In gewisser Weise erscheint Ihr Wunsch berechtigt, Miss. Ich gebe jedoch zu bedenken, dass gerade …«

»Drei!«

Jeanne warf sich geistesgegenwärtig zur Seite. Die gebündelte Energie des Lähmschusses zuckte an ihr vorbei, traf eines der Regalboards und versetzte einige Flaschen in klirrende Resonanz. Ein zweiter Schuss fuhr in die Decke und löschte einen Teil des projizierten galaktischen Sternenhimmels. Aus dem Augenwinkel heraus gewahrte Jeanne, dass jemand versuchte, dem Schützen die Waffe zu entreißen. Dieser Jemand war Kid Calhoun, der Pilot der PEGASUS. Mit ihm war der Roboter also zusammen.

Mehr konnte Jeanne in dem losbrechenden Tumult nicht erkennen. Polternd stürzten Stühle um, Gläser und Porzellan zersplitterten am Boden. Wüste Raumfahrerflüche vermischten sich mit dem Schreien und Keuchen der aufeinander einschlagenden Männer. Jeanne erkannte, dass sie der Funke gewesen war, der dieses Pulverfass zur Explosion gebracht hatte.

»Miss!« Lautstark versuchte Kid Calhoun, den Lärm zu übertönen. »Sehen Sie zu, dass Sie ins Freie kommen!«

Vermutlich hätte keiner zu sagen vermocht, wer auf welcher Seite stand. Alle hatten wohl nur darauf gewartet, ihren überschüssigen Kräften freien Lauf lassen zu können. Im Barbereich gingen jedenfalls unzählige Gläser und Flaschen zu Bruch.

Jeanne stolperte auf den Ausgang zu. Sie wurde angerempelt und zur Seite gedrängt und wusste sich keinen anderen Rat, als den beiden Kampfhähnen eine leere Flasche über die Schädel zu schlagen.

Felix folgte ihr, den widerstrebenden Betrunkenen immer noch über der Schulter.

»Mein Kompliment«, bemerkte der Roboter. »Gnädige Frau haben eine Art, sich unter Männern zu bewegen, als wären Sie selbst männlichen Geschlechts.«

»Du solltest endlich deine geschwollene Art zu reden aufgeben!«, fuhr sie den Roboter an.

»Ich wurde dafür erzogen, in Herrschaftshäusern zu dienen«, entgegnete Felix mit unüberhörbar beleidigtem Tonfall.

»Programmiert!«, berichtigte Jeanne.

»Das ist ein vulgärer Ausdruck, dessen ich mich keinesfalls bedienen möchte.«

 

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