Der Nebel begann sich langsam zu lichten, die Schleier hoben sich zögerlich von den weißen Kieseln des Flussbettes, das hier eine weite Schleife zog; allmählich enthüllten die Sonnenstrahlen die Verlassenheit dieses Ortes. Vor Äonen war ein Feuerberg ausgebrochen und hatte den Fluss in ein neues Bett umgeleitet. Jetzt lag die Mündung im weiten Tal wasserlos da.
Es waren noch viele Tage bis an die Küsten des Nordmeeres. Nur Streifen bleicher Gräser zeigten an, dass zwischen den riesigen Geröllblöcken einmal Wasser versickert war. Die Sonne, eine milchig weiße Scheibe, schob sich über den Horizont, als erschrecke sie vor dem leeren, unbarmherzigen Land. Nach einiger Zeit begannen die Strahlen zu wärmen; Tau funkelte blitzend an den Spitzen der Halme. In einer Linie mit dem schwarzen Kegel eines Feuerbergs, von einem grellroten Steinblock aus gesehen, reckte ein riesiges Skelett seine Knochenbögen aus dem grauen Sand. Das schmutzige Weiß hob sich scharf vom Kobalt des Himmels ab.
Ein Zischen: Unter den Knochen hatte eine orangefarbene Schlange gelegen und die kalte Nacht verbracht. Sie hob den kantigen Kopf, riss den Rachen auf und züngelte; sie kroch aufreizend langsam zu einem großen Stein und in die Wärme. Die Sonne stieg, die Schatten wurden kürzer.
Das hammerköpfige Pteranodon hockte auf der Spitze eines gigantischen Findlingsblocks. Durch den Stein ging ein Spalt von oben bis tief ins Erdreich hinein. Die pergamentene Haut der Flügel bedeckte fast den gesamten Körper; die scharfen Krallen der Fänge zogen feine Rillen in den Stein. Gleichzeitig mit dem knirschenden Geräusch öffnete der große Flugsaurier die Augen: Kaum etwas entging diesen Linsen, das sich bewegte und angegriffen werden konnte, kein Lebewesen war vor der Mordlust und der Fressgier der Echse sicher. Das Pteranodon war lautlos schwebender Mord; jedes Tier, das von den Zähnen des langen Speerschnabels erfasst wurde, war verloren. Die Echse spähte reglos; sie hielt es halbe Sonnentage lang hier aus. Die weißen Kotstreifen auf den Flanken des Findlings bewiesen es. Das Tier war die Herrscherin über das umliegende Gebiet.
Plötzlich kam verhaltene Bewegung in den schlanken Körper. Das Pteranodon hatte etwas bemerkt. Wo zwischen den Hängen der nahen Hügel die Grasebene begann, zitterten die Spitzen der Farngräser. An dieser Stelle ging das kahle Flussbett in ein Hochmoor über und in sandige Flächen, die stechend weiß das Grün unterbrachen. Dort bewegten sich Tiere zur Morgentränke; dort war Beute. Langsam entfaltete das Pteranodon die langen Sichelschwingen und schüttelte die Feuchtigkeit der Nacht aus den ledernen Falten, riss den Schnabel auf und reckte die Reihen der nadelscharfen Zähne in die Sonne; ein trompetender Schrei gellte über das Land. Mit hängenden Schwingen und entspannten Muskelbündeln wartete die Raubechse.
Expeditions-Tagebuch von Wolf Sicard: 9. Tag, 2. Eintragung – kurz nach Sonnenaufgang: »Die kahle Verlassenheit des Landstrichs – und vieler anderer, die wir inzwischen selbst haben sehen können – bildet einen bemerkenswerten Hintergrund für die Richtung und Verzweigung der Evolution, so wie wir sie verstehen können. Tagsüber liegt die riesige Insel voller Schachtelhalme, Farne und Saurier unter dem schwach rötlichen Licht der dritten Scorpius-Sonne, nachts erhellt die hohe Albedo des noch namenlosen Mondes wildes Land und schier endlose Küsten. Auf der phosphorgelben Oberfläche der Vollmondscheibe bilden Krater, Verwerfungen und Maria eine nicht minder staunenswerte Struktur: einen sechsstrahligen Eiskristall. Stein, Sand, Schachtelhalme und erloschene Vulkane liegen unter diesem fast mythischen Licht, das aus jedem Tümpel, jeder Bodensenke exotische Orte Ungewisser Gefahren entstehen lässt.
Auf M.A.C.H.A.O.N. herrscht uneingeschränkt die Natur und regelt das Leben auf ihre Art; wir Menschen mögen die Art der Auslese grausam oder zufällig nennen. Auch wenn wir dem Mond keinen Namen geben, geht die Evolution ihren behäbigen Gang: diese Welt ist definitiv menschenleer.«
Die harten Muskeln des Flugsauriers strafften sich, die Schwingen falteten sich auseinander und hoben sich langsam. Ein Ziel war deutlicher geworden; die Echse richtete sich an der schroffen Spitze des keilförmigen Felsens auf. Die Schwingen waren viermal so lang wie die zweibeinige, aufrechtgehende Beute; noch nie hatte das Pteranodon in seinem Jagdgebiet jene Lebewesen gesehen. Der Instinkt sagte der Echse, dass sie eine leichte Beute sein würden. Die Sonnenwärme hatte den letzten Nebelrest gefressen, das Gestirn strahlte greller, und die schwarzgraue Wolke über dem Feuerberg wuchs höher und breiter in das Kobalt des Himmels hinein.
Das Pteranodon bewegte die Schwingen, stieß sich ab und schraubte sich in der heißen, aufsteigenden Luft höher. Die fremden Wesen waren hierher gewandert: Eine breite Spur zertretener Gräser und abgebrochener Sträucher führte auf die Stelle zu, vielleicht zwanzig, dreißig Flügelschläge entfernt, an der die Echse die Zweibeiner sah. In wenigen Augenblicken würden sie in wilder Flucht auseinanderspringen. Das Pteranodon fiel mit rauschenden Schwingen auf das Ziel zu.
Die Krallen der Fänge krümmten sich der Beute entgegen, der Schnabel öffnete sich; ein fauchender Schrei zuckte zum Boden. Der Schatten des Sauriers schob sich zwischen Sonne und Gras; die erste der braunen Gestalten bewegte sich schnell und sah in die Höhe. Das Trompeten der Echse sprengte die Beute auseinander, der Luftjäger ließ sich über der Gruppe fallen, und die Braunhäutigen bewegten sich so wie jedes Beutewesen bisher: Sie warfen sich nach allen Richtungen ins Gras und vollführten mit den oberen Gliedmaßen schnelle Bewegungen. Die Echse glitt auf die erste Gestalt zu, die Schnabelspitze zielte auf die Stelle, an der der Kopf in die Schultern überging; auf die Knochensäule, die unter dem ersten Biss brechen würde.
Vom Boden aus heulten weiße Stäbe auf die Flugechse zu. Die Beute wehrte sich, wurde gefährlich; einige Holzstäbe schlugen durch die Flügelhäute. Schmerz und Wut zuckten durch den Körper der Echse, der sich rasend schnell zu bewegen begann. Das Pteranodon peitschte die Luft und flog einen engen Halbkreis. Wieder pfiffen die Holzstäbe heran und verursachten dort, wo sie in den Körper eindrangen, glühende Schmerzen. Mitten im zweiten Anflug sackte die Echse ab. Ein Geschoss hatte die rechte Schwinge gelähmt; furchtbarer Schmerz tobte durch den Muskel. Wieder bohrten sich drei schlanke Geschosse mit blitzenden Spitzen in den Körper, der Flug des Pteranodons wurde zu unkontrolliertem Torkeln. Mit einem letzten Aufbäumen jener Kraft und der Zähigkeit, die ihn bisher am Leben erhalten hatte, griff der Saurier an und stürzte sich auf die größte Gestalt der Beute. Das letzte Geschoss bohrte sich mit hartem Schlag ins Auge und drang ins Gehirn; die Echse fühlte einen aufflammenden Schmerz und starb zuckend. Krachend, mit berstenden Knochen, stürzte das Pteranodon senkrecht ins Gras.
Aus mehr als einem Dutzend Wunden des braunen Körpers und dem Hammerkopf floss dickes rotes Blut. Scharen kleiner Käfer und Schwärme unterarmlanger, blitzender Libellen stürzten sich auf den Kadaver. Langsam kamen die braunen Gestalten heran und umstellten den erlegten Gegner; große, schlanke Jäger mit rötlich sonnengebräunter Haut. Der Größte der acht Jäger betrachtete prüfend den Saurier.
»Fünf Augenblicke später, und wir hätten unseren Anführer verloren«, sagte Nayar. »Der Drache wollte ohne Zweifel dich als Beute, Tarask.«
Tarask grinste knapp und entblößte kräftige weiße Zähne. »Dafür bin ich noch zu jung, zu schnell.«
Die Füße der Jäger steckten in Stiefeln aus gegerbter Saurierhaut, darüber lag eine Hose, deren Stoff aus stumpfglänzender Seide zu bestehen schien. Der breite Gürtel, mit eckigen Knochenplatten gepanzert, trug die Scheide einer fast armlangen Schlagwaffe. Tarask hieb mit seinem Schwert die Krallen der Echse ab und säuberte sie an einem Farnblatt, bevor er sie in einer Ledertasche verstaute, die er über dem Schenkel am Gürtel trug. Neben einem prallen Wassersack steckten zwei breite Dolche in Lederscheiden. Tarask hob den Arm.
»Schade«, sagte er und blickte seine Kameraden an. »Wir können ihn nicht häuten und das Leder mitnehmen. In der Siedlung könnten wir’s gut gebrauchen.«
Die Jäger wehrten die Libellen ab und zogen die unbeschädigten Pfeile aus dem Kadaver. Die Spitzen der Pfeile waren breite Dornen des Metallbaumes; sorgfältig zugeschnittene Fischschuppen in den feinen Rillen der Schilfgras-Schäfte bildeten die Befiederung. Die Jäger rückten die Köcher auf den Rücken zurecht und versammelten sich um Tarask.
»Wie weit gehen wir heute noch?« Totona entspannte den Bogen und wickelte die Sehne um den Schaft.
Die rechte Hand des Anführers glitt über die Platten des Gürtels. Tarask blickte nach dem Feuerberg und versuchte die Schwierigkeiten des Geländes abzuschätzen. Jede Platte auf dem Saurierleder bedeutete einen Sieg über einen der gefährlichen Erddrachen; die hornüberwachsenen Knochenplatten schützten zwischen den Augen die Stirn der Bestie – gegen Speere aus feuergehärtetem Metallholz waren sie aber kein wirksamer Schutz, besonders dann, wenn Jäger wie Tarask oder Totona die Waffen schleuderten.
Aus dem Schlund des Feuerberges drang der Donner des Ausbruchs an die Ohren der Jäger. Acht Männer rissen die Köpfe herum und starrten die gelbdurchglühte Wolke an. Tarask winkte seinen Kameraden; er hatte genug gesehen.
»Wir gehen heute bis hinter den Wald dort, auf halber Höhe.«
Seine Hand deutete auf den Weg; die Spur führte durch die Zone des wasserlosen Flussbettes.
»Ich denke, der Ausbruch wird nichts verändern. Wenn es so bleibt, können wir bis Sonnenuntergang weiterlaufen – wir müssen unser Ziel erreichen.«
»Etwas viel für einen Tag«, sagte Nayar leise und hob die Schultern.
»Es geht nicht anders«, sagte Tarask entschlossen. Er ging an die Spitze der Gruppe und deutete zum Feuerberg. »Es ist wichtiger als nur der eine Tagesmarsch.«
Nayar zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Die Jäger warfen zögernde Blicke auf den umwimmelten Saurierkadaver und gingen mit raumgreifenden Schritten weiter. In dieser Geschwindigkeit konnten sie bis Sonnenuntergang rund achtzig Ardons weit gehen. Tarask wischte den Schweiß von der Stirn, feuchtete das kurze schwarze Haar mit einigen Handvoll Wasser an und trank einige Schlucke; seit der alte Anführer von der Schlange getötet worden war, hatten sie neunzigtausend Ardons zurückgelegt. Charcas, der vierte Tote der Wanderung, war auf der Insel der Raupen begraben worden; die Hälfte seiner Waffen hatten sie in sein Grab gelegt. Seit Tarask führte, war kein Jäger getötet worden. Sie hatten fast drei Viertel der gesamten Strecke hinter sich gebracht, die sie noch von der Siedlung trennte.
Nach einem Tageszwölftel hatten sie heute die Grasebene verlassen und waren durch das Flussbett gewandert. Jetzt bewegten sie sich in Schlangenlinien zwischen den Moortümpeln hindurch und kamen auf die Sandflächen, die von einer der vielen Überschwemmungen angehäuft worden waren. Auf dem sandigen Landstreifen, der die Insel der Raupen von der Saurierinsel trennte, tobte sich in unregelmäßigen Abständen die Wut des Südmeeres und des Nordmeeres aus, warf mit gewaltiger Brandung Treibholz aufs Land, die Flutwellen gischteten weit ins Trockene herein und ließen tote Fische, Tang und ertrunkene Echsen zurück; Nahrung für unzählige Heere kleiner Käfer und gefräßiger Libellen.
Über dem Land kreisten gefiederte Gleitsaurier und, hoch über ihnen, hammerköpfige Flugdrachen, die einander bekämpften und entlang des Strandes nach Fischen jagten. Winzige Echsen und Schlangen flüchteten vor den Tritten der Jäger, die sich mit ihren Schwertern die Spur freischlugen, eine Spur, die auf der Landverbindung zwischen den Inseln angefangen hatte und sich zwischen Gingkosträuchern und Wucherfarnen fortsetzte, auf den Feuerberg zu, der jetzt schwieg. Die Wolke in der Luft war größer und weißer geworden; bald würde es wieder feine Asche auf die üppig wuchernden Pflanzen regnen.
Die Jäger rasteten nicht, als das Tagesgestirn seinen Scheitelpunkt erreicht hatte, aber sie waren dankbar, dass sie im Schatten der Gingkos gehen konnten. Die Tage, in denen sie über die Landzunge aus Kies, Sand und Geröll gewandert waren, ohne Schatten, lebende Beute, ohne genügend Trinkwasser, lagen schwer in den Erinnerungen der Männer. Nayar hatte tagelang getragen werden müssen; er wäre während der dreißig Tage an Entkräftung gestorben. Als er daran dachte, lächelte Tarask in sich hinein: Er wusste, dass er ein Jäger von jener Art war, wie ihn sich die Stammesältesten wünschten. Groß, stark, mutig, listenreich und klug. Er legte die Probe seiner Männlichkeit auf dieser langen Wanderung ab. Kamen sie zurück, waren alle Jäger vollwertige Stammesangehörige. Wenn sie zurückkamen …
Charcas aber und die anderen kamen nicht zurück. Sie waren den Gefahren und Strapazen des fast dreijährigen Weges erlegen, den die vollzählige Gruppe – zwölf Jäger – zu gehen hatte. Jeder Mann des Stammes war einst gen Sonnenuntergang aufgebrochen und gewandert; kam er zurück, feierte der Stamm ein großes Fest. Jeder, der zurückkam, war gereift, ertüchtigt für das Leben auf dieser Welt, denn er kannte alles. Kein Mann von den Jägerinseln, der nicht einmal die Welt zu Fuß umrundet hatte. Mit neunzehn Jahren wurde der Neophyt auf die Wanderung geschickt. Nur einmal in der Stammesgeschichte Chuas kam ein Jäger vor Ablauf der Dreijahresfrist zurück – er blieb Zeit seines Lebens Herrscher auf einer Insel.
Einige Nächte lang hatte Tarask davon geträumt, allein und schneller als die anderen davonzuziehen. Als er sich von der Gruppe trennen wollte, verunglückte Charcas. Zweifelnd und grübelnd, schwankend zwischen Ehrgeiz und seinem Verantwortungsgefühl hatte Tarask sich vor eineinhalb Jahren dafür entschieden, die sieben Männer weiterzuführen; seither wusste er, dass er der Stärkste und Mutigste war, der Jäger mit der größten Vernunft. Und nun wanderten sie seit drei Tagen auf der Insel der Echsen.
Erzählungen der Alten und selbst erlebte Gefahren hatten sie längst vor dem Betreten der Insel gewarnt: Einen fliegenden Mörder hatte ihnen die Natur entgegengeschickt, um ihnen zu zeigen, was sie erwartete. Mit jedem weiteren Ardon veränderte sich die Landschaft. Zuerst waren es trockene Flächen heißen Sandes, der aus den Körpern die Feuchtigkeit sog, dann die riesige Grasebene, zwischen deren Gewächsen sich mörderisch flinke Echsen und Schlangen verbargen; an einem Schlangenbiss war Charcas gestorben, vielleicht ein besserer Jäger als Tarask. Moortümpel, Flugsanddünen und Wucherfarne lagen hinter den Jägern, und statt der angriffslustigen Libellen schnellten sich dornige Lianen auf die Wanderer.
Die Schwerter glitten aus den Scheiden. Von Tarask, Totona und Chime geschwungen, durchtrennte das metallharte und scharfgeschliffene Holz jede Pflanzenfaser. Von den Strünken der Schachtelhalme schwankten Lianen, die an grünen Schlangenleibern herrlich duftende Blüten trugen. Hinter der Schönheit der weißen Gebilde, die vor dichter stehenden Gewächsen schillerten, versteckten sich scharfgerandete Saugnäpfe, die nichts losließen, was sie einmal erfasst hatten. Tarask deutete zum dritten Mal auf ein Jägerskelett zwischen vertrockneten Ranken; er durchtrennte vier peitschende Tentakel, bückte sich und suchte nach dem Stammeszeichen um den Hals des Skeletts. Es war verschwunden.
»Weiter«, sagte er heiser. »Ich weiß, dass ihr hungrig seid. Ich bin’s auch.«
Eine Stunde nach dem höchsten Sonnenstand kamen sie aus dem Wald hinaus. Vor ihnen, im tiefen Wasser eines Quellbaches, stand ein Saurier mit stämmigen Beinen in der Strömung und sank langsam ein, während er Wasser schlürfte. Das durchdringende Geräusch hatten sie schon vor hundert Schritten gehört, jetzt biss der durchdringende Echsengeruch in ihre Nasen. Tarask hielt an, sofort scharten sich die Männer um ihn, er deutete auf den vorletzten der Reihe.
»Kannst du hier Feuer machen, Nayar?«
Nayar hob fragend die weißen Augenbrauen, suchte mit Blicken die Baumwipfel ab und verfolgte den Weg eines Sonnenstrahls, in dem die Federn eines Echsenvogels aufleuchteten; als er den hellen Fleck auf dem fast blauen Moosboden sah, nickte er dem Bogenschützen zu.
»Ja. Kann ich.«
Tarask zog aus seinem Köcher abgebrochene Pfeile, gab sie zwei Jägern und sagte: »Chupi und Zaca, ihr holt leichtes Harz. Verstanden?«
Ein paar Atemzüge später huschten beide Jäger zwischen den Stämmen davon. Nayar zog aus seinem Gürtel ein seidenes Futteral und wickelte eine handtellergroße Glaslinse aus. Er hockte sich mitten im Sonnenlicht auf die Fersen und wartete. Tarask sah zum Saurier hinüber, bis Zaka ihm die Bündel filzartiger Blätter gab, die mit flüssigem Harz getränkt waren und sich um die Enden der Pfeile gewickelt hatten. Der Geruch, den das Harz verströmte, war fast betäubend. Nayar brachte den gebündelten Sonnenstrahl auf die Gebinde; augenblicklich begann das Harz zu schwelen, und als er darauf blies, brannte es rauchend und spritzend. Tarask und Totona legten die Pfeile auf die Bogensehnen und huschten davon, dem Plätschern des Bachs entgegen.
Aus der Stille des Waldes drangen plötzlich die gellenden Laute der Jägerstimmen. Der Saurier hob den kleinen Kopf und stierte in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Die Pfeile heulten von den Sehnen. Tarask hatte gut gezielt, Totonas Pfeil traf noch besser. Die brennenden Pfeile schlugen in den Kopf des Dreihornsauriers, das Harz flammte im Luftzug, betäubender, fetter Qualm blendete das Tier. Der Allosaurus raste in unbeholfenen Sprüngen durch das Unterholz davon, dessen Stämme wie trockene Halme brachen. Der Saurier brüllte vor Schmerz, krachte mit dem Schädel gegen einen Baum und überschlug sich; zurück blieben der Moschusatem der Beute und der betäubende Geruch des Harzes.
Die Quelle war frei. Die Jäger füllten die Wasserflaschen, tranken dann das kalte Wasser, schließlich zogen sie sich aus und wuschen sich gründlich. Während sie sich von der Sonne und dem warmen Wind trocknen ließen, packte Nayar faustgroße Früchte aus, die im Feuer des letzten Nachtlagers gebacken worden waren. Er verteilte sie, während Tarask und Zaka aus dem Schenkel des Sauriers große Fleischbrocken herausschnitten und, in Blätter eingeschlagen, zur Quelle brachten. Eine beinlange Fackel schwelte, ihr Mark glühte. Die Sonne wanderte eine Handbreit am Himmel weiter, dem Abend zu, und die Jäger gingen zwischen niedrigem Farn davon, dem Endpunkt der heutigen Wegstrecke entgegen.